Produzenten wollen keinen Mindestlohn für Praktis!!?
Unglaublich:
Filmwirtschaft braucht für Praktikanten Ausnahmen vom Mindestlohn
... fordert die Produzentenallianz scheinbar ernsthaft in einer entsprechenden Presseerklärung.
Wir rufen Euch auf, Praktikant*innen der Filmwirtschaft, wehrt Euch! Sagen wir der Produzentenallianz mal die Meinung!
(Mehr dazu am Ende des Artikels.)
Also im Klartext
Weil die Produzent*innen unfähig sind, ihre Arbeit zu machen - also ihre Projekte ordentlich zu kalkulieren und dann ausreichend zu finanzieren - sollen weiterhin Praktikant*innen OHNE LOHN ausgebeutet werden dürfen!
Statt höhere Budgets zu beschaffen, zu erkämpfen, mit Sendern und Förderern auszuhandeln, etc... soll die Liebe vieler junger Menschen zum Film ausgenutzt werden! Um die Auseinandersetzung mit dem eigentlichen Problem zu VERMEIDEN!
Statt sich für realistische Budgets einzusetzen, innovative Ideen zu entwickeln, nach zeitgemäßen Finanzierungs-Möglichkeiten zu suchen, etc... ( ähm, das wären übrigens die Aufgaben von Produzent*innen), wird das Problem auf die vermeintlich Schwächeren abgewälzt! (Ihr seid aber nicht die Schwächeren! Später mehr...)
Man geht sogar noch weiter und droht dummdreist:
Sollte das nicht mehr finanzierbar sein, würden den jungen Menschen massiv Chancen genommen, anstatt ihnen Chancen zu geben.
Was bitteschön soll denn das heißen? Werden dann aus Trotz keine Praktikant*innen mehr eingesetzt? Oder keine Filme mehr produziert? Oder in welcher Weise soll dem Nachwuchs hier 'Chancen genommen' werden??
Das Gegenteil ist ja der Fall: Chancen hatten ja bisher nur diejenigen, deren Eltern sich den Unterhalt während der jahrelangen Praktika ihrer Sprösslinge leisten konnten. Der Mindestlohn führt hier nur zu Chancengleichheit!!
'Armselig' nennt das auch Martin Hagemann in einem interessanten Post auf Facebook:
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Aus zuverlässigen Quellen und eigener Erfahrung wissen wir natürlich, dass nicht alle Produzent*innen so denken. Und dass die Existenz vieler Produktionsfirmen tatsächlich bedroht ist. Die Schlussfolgerung sollte allerdings eine andere sein, als die, Arbeitskraft nicht mehr zu entlohnen! Wie soll denn das weitergehen? Müssen wir irgendwann für ein 'Praktikum' beim Film BEZAHLEN??
So einfach ist das für alle anderen Branchen:
Wenn kein Geld dafür da ist, können eben keine Filme produziert werden.
Praktikant*innen,
Wehrt Euch!
Praktikant*innen der Filmwirtschaft, lasst Euch das nicht länger bieten. Die Filmwirtschaft braucht Euch, nicht umgekehrt. Ihr seid nicht die Schwächeren!
Sagt der Produzentenallianz Eure Meinung!
Sagt ihnen, wovon Ihr leben müsst während ihr jahrelang unbezahlte Vollzeit-Tätigkeiten verrichtet. Sagt Ihnen, dass das so nicht weitergehen kann und SIE ENDLICH IHREN JOB MACHEN SOLLEN, so wie ihr Euren macht!
Hier ist die Email-Adresse: [email protected]
Ihr könnt aber auch die Mitglieder einzeln befragen, was sie zu dem Thema zu sagen haben: Mitglieder der Allianz Deutscher Produzenten
Und bitte freundlich bleiben! :)
--
Update [24.05.14]
Die Produzentenalianz hat schnell eine Erklärung zur Kritik am Mindestlohn-Vorschlag veröffentlicht.
1. Handelt es sich bei dieser Erklärung um die dümmste Reaktion auf Kritik, die es gibt!
Alexander Thies, Vorsitzender des Produzentenallianz-Gesamtvorstands:
Die Kritiker unseres Vorschlags kennen die Situation offenkundig nicht oder wollen sie nicht zur Kenntnis nehmen.
Im Klartext: alle Kritiker*innen sind also entweder inkompetent oder ignorant. Natürlich. Statt sich mit Kritik auseinanderzusetzen und diese am Besten sogar zu entkräften, für einen Dialog zu sorgen, wird schlicht die Kompetenz der Kritiker*innen in Frage gestellt. Eine andere Möglichkeit kann es nicht geben.
2. Die Erklärung enthält wiederdiese Drohung:
Ein Mindestlohn für Praktikanten wird jungen Menschen diesen Einstieg massenhaft verbauen und Brücken in den Beruf vernichten.
Das heißt, es werden dann keine Praktis mehr eingesetzt? Nur noch Vollbezahlte? Und das ist logisch, WEIL...??
ODER heißt das, es werden etwa dann weniger Filme produziert... sprich, die Filmwirtschaft gibt zu, abhängig zu sein davon, Arbeit nicht zu vergüten!
Und wir betonen noch ein mal: diese 'Brücken in den Beruf' stehen bisher nur den jungen Menschen offen, deren Eltern es sich leisten können. Von Chancengleichheit keine Spur.
Unsere Idee:
Kann man dann nicht bei einer Abmahnung wegen eines Urheberrechtsverstoßes auch so argumentieren: 'Leute, ich hatte halt kein Geld! Dann hätte ich den Film ja gar nicht gucken können!' ;)
[Disclaimer für die ganz Bescheuerten unter euch: DIES IST KEIN Aufruf, gegen das Urheberrecht zu verstoßen!]
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Teilt bitte den Artikel überall, wo Filmschaffende sich tummeln! Und bitte hinterlasst uns auch hier unter dem Artikel einen Kommentar, wie Ihr Eure Praktika finanzieren musstet!
Ich kenne von früheren Produktionen der Bavaria zum Beispiel Fahrer die bekamen pro Woche 600 Euro, hatten mindestens 60 Stunden Wochen und bekamen Überstunden nicht bezahlt. Auch ein Werk der Öffentlich Rechtlichen...
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UPDATE:
Die Kritik wurde gehört. Antwort von Alexander Thies, Vorsitzender des Produzentenallianz-Gesamtvorstands:
'Die Kritiker unseres Vorschlags kennen die Situation offenkundig nicht oder wollen sie nicht zur Kenntnis nehmen.'
Im Klartext: alle Kritiker*innen sind also entweder inkompetent oder ignorant. Vielen Dank.
UPDATE:
Die Kritik wurde gehört. Antwort von Alexander Thies, Vorsitzender des Produzentenallianz-Gesamtvorstands:
'Die Kritiker unseres Vorschlags kennen die Situation offenkundig nicht oder wollen sie nicht zur Kenntnis nehmen.'
Im Klartext: alle Kritiker*innen sind also entweder inkompetent oder ignorant. Vielen Dank.
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Das bringt nur die Inkompetenz von Thies ans Tageslicht. Bestimmt auch so ein BWLer.
Das krasse ist, dass der im Namen aller Produzenten meint zu sprechen.
Der Verband sollte jemanden wählen der ein wenig mehr auf der Seite jener ist die ein Miteinander der Gewerke wollen und keine Schlucht dazwischen. Thies ist defintiv der Falsche dafür.
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